Wider­standskraft
in den Genen

Die Wurzeln der Zirbe reichen weit zurück. Ihre Vorfahren aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae) entstanden vor über 100 Millionen Jahren. Schon damals zeichnete sie ihre besondere Widerstandsfähigkeit gegenüber einer kargen Umwelt aus.

Die Zirbe wird
mehrere hundert
Jahre alt. In ihr
stecken hunderte
Millionen Jahre
der Evolution.

Der Mensch und die Zirbe

Die Menschen im Alpenraum schätzen die Zirbe seit Jahrhunderten. Ihrem Holz wird viel Positives nachgesagt. Seit Jahrhunderten wird das Wissen über ihre Nutzung weitergegeben. Farbe, Maserung, Geruch – die Zirbe zeigt ihre unvergleichliche Qualität auf vielen Ebenen. Sie ist ein Baum mit Charakter.

Ihre Resilienz gibt
die Zirbe in
ihrem Holz und
ihrer ätherischen
Wirkung weiter.
Karte des Alpenraumes

Königin der Alpen

Die Vorkommen der Zirbe erstrecken sich auf den gesamten Alpenbogen von Frankreich und die Schweiz bis nach Italien und Österreich. Weiter östlich konnten sich entlang des Karpatenbogens in der Slowakei, in der Ukraine und in Rumänien einzelne Zirbenbestände halten.

Österreich weist die größten zusammenhängenden Zirbenwälder auf. In Tirol ist fast die Hälfte des alpinen Zirbenvorkommens beheimatet. Die Baumart prägt die hochalpinen Landschaften der Ötztaler, Tuxer und Zillertaler Alpen.

Die Bergsteigerin
unter den Bäumen

Dank ihrer Widerstandskraft schafft es die Zirbe höher hinauf als andere Bäume. Sie thront auf alpinen Bergrücken und felsigen Hängen. Typische Zirbenwälder beginnen ab ca. 1.700 Metern Seehöhe und reichen bis ca. 2.500 Meter hinauf. Am wohlsten fühlt sich die Zirbe rund um 2.000 Meter, wo sie entlang der Wald- und Baumgrenze wächst. Einzelne Bäume kämpfen sich sogar bis auf 2.800 Meter vor.

Hoch über den Tälern bildet die Zirbe gemeinsam mit der Lärche wertvolle Schutzwälder. An karge Böden gewohnt, besiedelt sie Schutt- und Felsstandorte. Mit ihren kräftigen Wurzeln stabilisiert die Zirbe den felsigen Untergrund und schützt vor Erosion. Im Winter hält der zähe Baum Lawinen zurück.

nival
> 2.700m

alpin
2.200 – 2.700m

hochsubalpin
1.950 – 2.200m

tiefsubalpin
1.700 – 1.950m

hochmontan
1.400 – 1.700m

mittelmontan
1.100 – 1.400m

tiefmontan
850 – 1.100m

submontan
< 850m

Gestern, heute, morgen

Die Zirbe im Wandel

Ein Baum wie die Zirbe ist es gewohnt, in Jahrhunderten zu „denken“. Frühestens nach 50 Jahren erreicht sie die „Mannbarkeit“ und bildet Samen aus. Blüten trägt sie lediglich alle sechs bis zehn Jahre. Ihre Nadeln, die in Fünfer-Büscheln wachsen, wechselt sie alle vier bis sechs Jahre. Der Baum selbst wird durchschnittlich 200 bis 400 Jahre alt. Einzelne freistehende Exemplare können ein Alter von bis zu 1.000 Jahren erreichen.

Die Zirbe
trotzt den
Naturgewalten
hoch oben
am Berg.

Gestern

Ihr größtes Verbreitungsgebiet in der jüngeren Erdgeschichte erlebte die Zirbe vor ca. 7.000 Jahren. Danach brachte sie der Mensch unter Druck. Er rodete die Zirbe um Almflächen zu gewinnen, brauchte den Rohstoff im Bergbau und bei der Salinenarbeit oder übernutzte das praktische Holz beim Hüttenbau und in der Schnitzerei.

Heute

Mittlerweile hat sich der Bestand der alpinen Zirbe auf einem äußerst gesunden Niveau stabilisiert. In Tirol nimmt der Zirbenwald Jahr für Jahr zu. Hier erstrecken sich die Wälder, in denen die Zirbe mehr als zehn Prozent der Bäume stellt, über eine Fläche von ca. 29.000 Hektar.

Morgen

Der Klimakrise begegnet die Zirbe vorerst gelassen. Sie ist es gewohnt, extremen ­Witterungsbedingungen wie Starkregen und Stürmen zu trotzen. Die steigenden Temperaturen erlauben es der Zirbe, noch höher am Berg Wurzeln zu schlagen.

Nutzbaum Zirbe – Jedes Brett ein Unikat

Wer einmal ein Stück Zirbe in Händen gehalten hat, vergisst das nie wieder. Farbe, Oberfläche, Duft – Zirbenholz wirkt auf alle Sinne. Und obendrein lässt sich das Material wunderbar verarbeiten.

Merkmale von Zirbenholz

  • Farbe

    gelbrötlich, von zahlreichen rotbraunen Ästen durchsetzt

  • Holz

    gleichmäßiger anatomischer Aufbau, geringes Schwindverhalten, formstabil, leicht (mittlere Darrdichte von ca. 400 kg/m3)

  • Äste

    fest verwachsen, glatt schneidbar, reißen nicht beim Hobeln

  • Jahresringe

    klare Jahrring­grenzen, geringer Kontrast zwischen Früh- und Spätholz

  • Verarbeitung

    leicht einzuschneiden, gut trockenbar und bearbeitbar, kaum Rissbildung

  • Inhaltsstoffe

    aromatisch duftend und antibakteriell, wirksam gegen Schädlinge (u.a. Pinosylvin und Terpene)

Holz der kurzen Wege

In Österreich muss das Zirbenholz am Weg vom Wald zum fertigen Produkt kaum Meter machen. Es wächst auf den heimischen Bergen, wo es nachhaltig geerntet wird. Sägewerke vor Ort verarbeiten die Stämme zu Brettern, Latten und sonstigen Hölzern. Daraus fertigen Handwerker und Designer, die sich meist auf die Zirbe spezialisiert haben, Möbel, Innenausbauten und Gebrauchsgegenstände.

Vom Wald zum Produkt – Lokale Wertschöpfungskette* der Zirbe

Waldbesitzer

In Österreich bedecken Wälder ca. vier Millionen Hektar, das entspricht ungefähr der Hälfte der Staatsfläche. Der Besitz teilt sich auf öffentliche und private Eigentümer auf. Größter Waldbesitzer sind die Österreichischen Bundesforste mit über 500.000 Hektar, darunter zahlreiche Zirbenwälder.

Forstwirtschaft

Waldaufseher und Forstexperten kümmern sich, neben den Waldbesitzern selbst, um die Bewirtschaftung des nachhaltigen Rohstofflieferanten. Die Fachleute pflegen den Wald und helfen ihm beim Nachwuchs. In Tirol werden beispielsweise ­jährlich bis zu 130.000 Jungzirben in Pflanz­gärten aufgezogen und im Wald neu gesetzt.

Ernte

Spezialisierte Forstbetriebe ernten das reife Holz. Mit viel Know-how und verlässlicher Ausrüstung holen die Facharbeiter die Bäume aus den entlegensten Winkeln und machen Platz für neue junge Bäume. Bei der Ernte der Zirbe spielt Erfahrung eine ganz besondere Rolle. Es vergehen über 100 Jahre, bis eine Zirbe „hiebfähig“ ist.

Säge- & Holzindustrie

Die Bäume werden als sogenanntes „Rundholz“ im Sägewerk angeliefert. Der Einschnitt mit den Sägen verwandelt die Baumstämme in Schnittholz. Im Vergleich zu anderen Nutzbäumen ist das Zirbenholz ein Nischenprodukt. Daher spezialisieren sich vorwiegend kleinere, lokale Sägewerke auf ihre Verarbeitung.

Handwerk & Gestaltung

Das Schnittholz der Zirbe ist ein willkommener Werkstoff für Tischler und Designer. Mit dem gut zu verarbeitenden Holz erwecken sie ihre Produktideen zum Leben. Der hochwertige Rohstoff hebt die Wertschätzung ihrer Arbeit. Schnitzkünstler schätzen die Zirbe für ihre Weichheit.

Produkt

Der Kreativität setzt die Zirbe keine Grenzen. Ihre sinnlichen und materiellen Qualitäten kommen in Möbeln und Innenausbauten genauso zur Geltung wie bei innovativen oder dekorativen Alltagsgegenständen. Immer in der Nase: der angenehme Zirbenduft.